"Können Rückenschmerzen und Wirbelsäulenbeschweren Stimmstörungen und Heiserkeiten nach sich ziehen?" |
Das ist tatsächlich möglich! Sie haben vielleicht bemerkt, daß besonders bei Verspannungen im Nacken- bzw. Halswirbelsäulenbereich und im Brustwirbelsäulenbereich Stimmprobleme, Atemprobleme, Hustengefühl und Kloßgefühl auftreten können. Folgende Beschwerden können typischerweise durch Erkrankungen der Wirbelsäule ausgelöst werden:
Wie beeinflußt die Wirbelsäule die Stimmgebung? In der Mehrzahl werden die Beschwerden durch ein sog. funktionelles Defizit ("Blockierung") in einzelnen Wirbelgelenken ausgelöst. Die Wirbelgelenke bilden zusammen mit den dazu gehörigen Muskeln und den sie steuernden Rezeptoren (Propriozeptoren in den Muskeln und Gelenken) und Nerven einen Regelkreis. Eine Störung in diesem Regelkreis führt zu einer Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Diese wiederum verursacht eine oft schmerzhafte Muskelverspannung, die verstärkend auf den Rezeptorenbereich zurückgemeldet wird, wodurch sich der Tonus der zugeordneten Muskulatur weiter erhöht: ein Teufelskreis: die Beschwerden werden immer schlimmer, wenn sie erst einmal begonnen haben! Da, wie bei allen Wirbeltieren, auch beim Menschen der gesamte Körper mit Ausnahme des Kopfes bestimmten Wirbelgelenken segmental zugeordnet ist, wird eine Störung eines Wirbelgelenkes auch zu einer Störung an der Körpervorderseite (Hals, Brust, Bauch, Arme und Beine) führen. Dies kann man nur durch eine manuelle Untersuchung nachweisen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie können eine solche funktionelle Störung nicht darstellen. Im Einzelnen können folgende Funktionsstörungen ausgelöst werden:
In nahezu zwei Drittel der Fälle ist eine auslösende Ursache nicht bekannt. In einem drittel der Fälle wird ein Trauma der Halswirbelsäule als Ursache angegeben. Ein Halswirbelsäulentrauma kann also eine Stimmstörungen auslösen, muß aber nicht. Wie kann man Stimm- und Schluckkrankheiten bei Wirbelsäulenbeschwerden und Rückenschmerzen behandeln? Bei Erkrankungen, die weniger als ¼ Jahr lang bestehen, kann durch eine einzige Manualtherapie der Wirbelsäule innerhalb von wenigen Tagen eine Beschwerdefreiheit erreicht werden. Wenn die Beschwerden bereits längere Zeit bestehen, ist eine kombinierte manualtherapeutische und stimmübungstherapeutische (logopädische) Behandlung erforderlich. Insgesamt sind die Aussichten auf eine zumindest deutliche Linderung der Beschwerden als recht gut zu bezeichnen. |
Prof.
Dr. M. Hülse, Leiter der Abt. Phoniatrie und Pädaudiologie,
Universitätsklinikum Mannheim der Universität Heidelberg, Theodor-Kutzer-Ufer
1-3, 68167 Mannheim, Tel. +49-(0)621-383-1600, Fax +49-(0)621-383-3827. |
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